Höhlentiere in Baden-Württemberg
In Deutschland sind aktuell 750 als cavernicol eingestuft (ZAENKER et al., 2023). Davon sind bislang rund 180 Arten in Baden-Württemberg nachgewiesen. Cavernicol bedeutet, die Tiere suchen Höhlen oder vergleichbare Lebensräume gezielt auf um ihr ganzes Leben oder ein Teil desselben dort zu verbringen. Anhand der Art ihres Aufenthalts werden die Taxa unterschiedlich klassifiziert.
Eutrogloxene - Zufallsgäste
Taxa, die nur durch Zufall in die Höhle gelangen. Dies kann z. B. dadurch geschehen, dass Tiere in einen Schacht fallen oder durch Nahrung angelockt werden. Die meisten Individuen der eutrogloxenen Taxa werden sich nie in der Höhle befinden. Z.B.: Laufkäfer |
Lederlaufkäfer - Carabus coriaceus subsp. coriaceus Linnæus, 1758. am Grund eines tagoffenen Schachtes. Foto: H. Köble |
Subtroglophile
Taxa, die die Höhle gezielt aufsuchen, aber sie nicht ihr ganzes Leben bewohnen. Es werden nahezu alle Individuen dieser Gruppe irgendwann die Höhle besucht haben. Zur Zuordnung in diese Gruppe spielt es keine Rolle, ob die Individuen nun in der Höhle regelmäßig übernachten, überwintern oder ob sie ihr Larven- oder Jugendstadium in der Höhle verbringen. Typische Subtroglophile sind zum Beispiel Fledermäuse.
Wimpernfledermaus – Myotis emarginatus (E. Geoffroy, 1806)
im Winterquartier. Foto: H. Köble
Über die Hälfte der Fledermausarten Baden-Württembergs überwintert in Höhlen und Stollen. Die wärmeliebende Wimpernfledermaus ist vor allem auf der Rheintalseite des Schwarzwaldes anzutreffen.
Eutroglophile
Taxa, die dauerhaft meist über mehrere Generationen die Höhle besiedeln, dabei ist es nicht von Bedeutung, ob die Tiere eine direkte physiologische Bindung an die Höhle haben, oder ob es sich um eine indirekte Bindung (z. B. Aufenthaltsort der Nahrungstiere) handelt. Die Taxa können jederzeit der Höhle entsprechende oberirdische (feuchte oder dunkle) Biotope besiedeln. Die meisten Höhlenspinnen sind dieser Klasse zuzuordnen.
Kleine Höhlenspinne - Metellina merianae (Scopoli, 1763)
in einem Stollen bei Bad Urach. Die kleine Höhlenspinne ist eurasisch verbreitet.
In Baden-Württemberg ist sie in den meisten unterirdischen Habitaten anzutreffen.
Foto: H. Köble
Eutroglobionte
Taxa, deren gesamter Lebenszyklus in der Höhle abläuft, die also unbedingt an die Höhle gebunden sind. Die Tiere können außerhalb der Höhle nicht längere Zeit leben. Sie sind häufig pigment- und augenlos (Cavernicolenhabitus). Hierzu zählen unter anderen die typischen Grundwasserbewohner wie Höhlenflohkrebse und Brunnenschnecken
Schallsinger Höhlen-Doppelschwanz – Plusiocampa inopinata Sendra & Weber, 2018.
In Baden-Württemberg sind zwei endemische Arten eutroglobionter Doppelschwänze bekannt. Plusiocampa dobati ist in vielen Höhlen der Schwäbischen Alb zu finden, Plusiocampa inopinata hingegen nur in einer einzigen Höhle am Rande des Südschwarzwaldes.
Foto: H. Köble
Pflanzen
Pflanzen definieren sich über die Fähigkeit zur Photosynthese. Ihre „Nahrungsaufnahme“ ist nur mithilfe von Licht möglich. Daher sind Pflanzen nur im Eingangs und Übergangsbereich von Höhlen anzutreffen. Lediglich in Schauhöhlen mit zeitweiser Beleuchtung kann sich um die Lichtquellen herum eine Lampenflora ausbilden.
In der totalen Finsternis des Tiefenbereiches können eingeschleppte Samen keimen. Auch die ersten Keimblätter können noch ausgebildet werden. Bei der Suche nach Licht, welches für das weitere Wachstum benötigt wird bilden sich erstaunlich lange Stängel.
Foto: H. Köble
In Lampennähe können sogar höhere Pflanzenarten wie der Braunstielige Streifenfarn (Asplenium trichomanes L.) gedeihen, wie hier bei der alten Glühlampenbeleuchtung der Wimsener Höhle
Foto: H. Köble
Literatur
Zaenker, S., Weber, D. Weigand, A. (2023): Liste der cavernicolen Tierarten Deutschlands mit Einschluss der Grundwasserfauna (Version 1.10) - https://www.hoehlentier.de/taxa.pdf: Stand vom 27.09.2023