Zum 100. Geburtstag von Karl Bez (1917-2008)
Karl August Bez, der Entdecker der bekanntesten Bärenhöhle der Schwäbischen Alb, der Bärenhöhle bei Sonnenbühl-Erpfingen, wäre am 5. Juli 2017 hundert Jahre alt geworden. Seine ersten Kontakte zu Höhlen hatte Karl Bez schon im Alter von elf Jahren. Seit 1928 führte er nämlich Besucher durch die Karlshöhle bei Erpfingen, die fast hundert Jahre zuvor, am 30. Mai 1834, vom Erpfinger Schullehrer Karl Wilhelm Fauth entdeckt und innerhalb kurzer Zeit zur Schauhöhle ausgebaut worden war.
In einem Fernsehbeitrag des SDR, des Süddeutschen Rundfunks, berichtete Karl Bez Jahrzehnte später von seiner Tätigkeit als Höhlenführer: „Ich hatte ein marineblaues Bleyle-Anzügle an, welches abends mit Schmutz und Wachsflecken bedeckt war. Aber ich kleiner Bub brachte mehr Geld nach Hause, als ein Erwachsener, der den ganzen Tag schwer körperlich arbeiten musste.”
Als er nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, betrieb Karl Bez sofort die Wiedereröffnung der Karlshöhle für den Publikumsbesuch. Im Sommer des Jahres 1949 beobachtete er während seiner Höhlenführungen mehrfach, dass am Ende der Karlshöhle Fledermäuse auf zunächst unerklärliche Weise spurlos verschwanden. Am 27. Dezember 1949 ereignete sich dann, wie er selbst schrieb, ein „Schwabenstreich”. Zusammen mit sechs Freunden erkletterte er mittels einer Leiter die fünf Meter hohe Wand am Höhlenende und gelangte dort in einen nur achtzig Zentimeter hohen, annähernd horizontal verlaufenden Gang. Schon nach wenigen Metern lagen hier Bärenknochen dick eingesintert am Höhlenboden.
Fasziniert schrieb Karl Bez: „Unter einer Sinterbrücke durchkriechend, erreichten wir eine mächtige Halle, deren Anblick mit Worten kaum zu beschreiben ist.” Damit war die Bärenhöhle, ein bis zum heutigen Tag weit über Baden-Württemberg hinaus bekanntes, in vieler Hinsicht einzigartiges wissenschaftliches Kleinod entdeckt, ein Ausflugsziel, das jedes Jahr von über 80.000 Menschen besucht wird. Es war das besondere Verdienst von Karl Bez, dass die neuentdeckten Höhlenräume erst nach gründlicher wissenschaftlicher Untersuchung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
Neben seinen Tätigkeiten an der Karls- und Bärenhöhle hatte Karl Bez Anteil an der Arbeit der damaligen „Arbeitsgemeinschaft Schwäbischer Höhlenforscher”, und so beteiligte er sich 1955 auch an der Gründung des „Verbands der deutschen Höhlen- und Karstforscher” in Donauwörth. 1992 ehrte der Verband ihn und sein Lebenswerk und verlieh ihm die Ehrenmitgliedschaft. Im Alter von 91 Jahren ist Karl Bez am 28. Januar 2008 verstorben.
In Schwaben bewahren die Höhlenforscher ihrem Karl August Bez noch heute ein ehrendes Gedenken, und dies gilt auch für die Bevölkerung in der Region um Sonnenbühl, zu deren Wohlstand Karl Bez maßgeblich beigetragen hat. Ihnen allen war und bleibt „der Karl August” eine Autorität in Sachen Höhlen und steht so gleichsam als Synonym für seine Bärenhöhle.
Hans Martin Luz (Zum 5. Juli 2017!)