Édouard Alfred Martel (1859-1938)

Martel

Édouard Alfred Martel

Anfang Juni 2013 jährte sich zum fünfund­siebzigsten Mal der Todes­tag eines Weg­be­reiters der modernen Höhlen­forschung, des großen französischen Speläologen Édouard Alfred Martel. Er wurde am 1. Juli 1859 in Pontoise im Dé­parte­ment Val-d’Oise, 30 km nord­west­lich von Paris, geboren. Er starb am 3. Juni 1938 in Mont­brison im Départe­ment Loire, 60 km westlich von Lyon.

Von Beruf war E.-A. Martel – so die Schreib­weise seines Namens in den Titeln vieler seiner Ver­öffent­lichungen – Jurist, und um von beruf­lichen An­ge­legen­heiten Ab­stand zu ge­winnen, ver­brachte er eine Viel­zahl seiner Urlaube im Süden Frank­reichs, vor allem auf den kargen Karst­plateaus der Causses und in den wilden Schluchten, den Gorges, wie in denen des Tarn und der Ardèche und ihrer vielen Neben­flüsse.

Im Sommer des Jahres 1888 reizte ihn die Er­forschung des Abîme de Bramabiau bei Saint-Sauveur-des-Pourcile und der Grotte de Dargilan bei Meyrueis. Von beiden Höhlen fertigte er Be­schrei­bungen und sehr präzise Höhlen­pläne, die auch heute noch Be­stand haben.
1890 erschien Martels erstes Buch unter dem Titel „Les Cevennes“. Darin führte er die Er­geb­nisse seiner Forschungen detailliert aus und ging auch auf viele Karst­phänomene der Region zwischen dem Tal der Rhône und den Causses ein. Unter den Spelä­ologen, die Literatur sam­meln, sind seine Bücher sehr gesucht und werden teuer ge­handelt. Einen „Original-Martel“ sein Eigen zu nen­nen, ist für solche Sammler fast so be­deutend, wie es für den Brief­marken­sammler ist, eine „Blaue Mauritius“ zu haben. Dies bezieht vor allem auf das zweite von Martels Büchern, das 1894 er­schienene um­fang­reiche Werk „Les Abîmes“.

Sein wichtigster Mit­arbeiter bei den Forschungs­vor­haben war der Schmied Louis Armand aus Le Rozier am Zusammen­fluss von Jonte und Tarn ge­legen. Zusam­men ent­wickelten sie die ersten Be­fahrungs­hilfs­mittel, unter anderem Seil­winden und Strick­leitern, mit denen über 100 m tiefe Ab­gründe be­fahren wurden. Eine 207 m tiefe Schacht­höhle auf dem Causse Méjean, die in der Zeit vom 19.-21. September 1897 ver­messen wurde, zählt heute zu den be­kanntes­ten Schau­höhlen Frankr­eichs. Sie wurde von E.-A. Martel zu Ehren seines guten Freundes Louis Armand Aven Armand genannt.

Zu Martels Forschungs­gruppe gehörte auch der Kunst­maler G. Vuillier, der die Ent­deckungen in vielen Bildern dokumentierte.

Nachdem E.-A. Martel bei einer seiner Forschungs­touren aus einen Höhlen­bach Wasser ge­trunken hatte, er­krankte er schwer. Nach seiner Ge­nesung ver­folgte er die Höhle weiter, bis er auf eine Viel­zahl von Tier­kadavern stieß, die über eine Doline in die Höhle ge­langt waren. E.-A. Martel hatte am eigenen Leib er­fahren, welche Gefährdung von dieser un­sach­ge­mäßen Art der Abfall­be­seitigung aus­gehen kann. Er be­richtete darüber, und ihm ist es letzt­lich zu ver­danken, dass im Jahre 1902 auf Grund dieser Ent­deckung erst­mals ein Ge­setz zum Schutz des Karst­was­sers erlassen wurde.

75 Jahre nach dem Tod von Édouard Alfred Martel haben seine Ar­beiten und For­schungen noch immer einen Ein­fluss auf die moderne Spelä­ologie, und so sollte sein An­denken auch be­wahrt werden.

Hans Martin Luz (Im Sommer 2013)