Die Vielfalt des Ländlichen Raums erleben – Stationen einer Bahnfahrt

Unter diesem Motto waren am 7. Mai 2014 Ver­treter des Landes­ver­bands für Höhlen- und Karst­forschung Baden-Württem­berg e.V. (LHK) von Minister Alexander Bonde (Minister für den Länd­lichen Raum und Ver­braucher­schutz Baden-Württem­berg) zu einer Fahrt mit der Donau­bahn ein­ge­laden. Die Vor­sitzende des LHK, Petra Boldt, und dessen Ge­schäfts­führer, Hans Martin Luz, nahmen da­ran teil.
In diesem Rahmen wollte Minister Bonde an aus­ge­wählten Stationen zentrale Themen des Länd­lichen Raumes er­örtern und im Über­blick ver­deut­lichen, wie sehr die einzelnen Pro­jekte zu­sam­men­hängen und zur Attrak­ti­vität der Re­gion bei­tragen. Wichtig war Herrn Bonde dabei vor allem die Be­gegnung mit den Menschen vor Ort, die sich in den ver­schiedensten Be­reichen für ihre Hei­mat en­ga­gieren.
Die Fahrt begann in Ulm und führte über Schelk­lingen, Munder­kingen, Ried­lingen nach Mengen. Beim Besuch dieser Stationen wurden die Schwer­punkt­themen Struktur­ent­wicklung im Länd­lichen Raum, Tourismus, Land­wirt­schaft sowie Natur­schutz und Wald­wirt­schaft diskutiert.
Für uns als Vertreter des Landes­ver­bands für Höhlen- und Karst­forschung Baden-Württem­berg e.V. war vor allem die Station in Schelk­lingen am Hohlen Fels sehr wichtig (Bild 1). Der Hohle Fels ist eine der ältesten archäo­logischen Fund­stätten des Landes. Über ein Jahr­hundert Forschungs­grabungen haben so ein­malige Funde, wie die Elfen­bein­schnitzerei der "Venus vom Hohlen Fels" zu Tage ge­bracht. Da­rüber hinaus ist der Hohle Fels als Schau­höhle mit der größten barriere­frei zu­gänglichen Höhlen­halle der Schwäbischen Alb ein wichtiger Touristen­magnet für die Region.

Im Hohlen Fels von Schelklingen
1. Im Hohlen Fels von Schelklingen
Donaubühne in Munderkingen
2. Auf der Donaubühne in Munderkingen
 

Zusammen mit den Fundstätten im Lone­tal läuft zurzeit für den Hohlen Fels und das be­nach­barte Geißen­klösterle ein An­er­kennungs­ver­fahren bei der UNESCO zur Auf­nahme als Welt­kultur­erbe. Ein An­trag, der durch die Funde der ältesten plastischen Kunst­werke und der ältesten Musik­instru­mente der Mensch­heit mehr als ge­recht­fertigt ist.
Vor allem dieses Thema und die in diesem Zu­sammen­hang ein­zu­richtenden Info­stellen waren beim Be­such des Mi­nisters die vor­rangigen Themen, die durch die An­wesen­heit von Ver­tretern des Landes­amtes für Archäo­logische Denk­mal­pflege, des Geo­parks und des Bio­sphären­ge­bietes Schwäbische Alb sowie des Land­rates des Alb-Donau-Kreises und der Bürger­meister aus den be­troffenen Städten und Ge­meinden unter­mauert wurde.
Ein nächstes Thema der Bahn­fahrt war, in Munder­kingen mittels einer modernen Media­thek ein An­ge­bot zu schaf­fen, das den Stadt­kern weiter be­lebt und für die Menschen im länd­lichen Um­feld zu­sätz­liche Lebens­qualität er­bringt.
Beim Halt auf der Donau­bühne in Munder­kingen ent­stand Bild 2. Es zeigt von links nach rechts Petra Boldt, Mi­nister Alexander Bonde, Hans Martin Luz und Dr. Ger­hard Bronner. Dieser war der erste Höhlen­schutz­re­ferent des LHK; heute ist er 2. Vor­sitzender des Landes­natur­schutz­ver­bands Baden-Württemberg.

Wiesen-Naturschutzgebiet bei Daugendorf
3. Wiesen-Naturschutzgebiet bei Daugendorf
Lernort Bauernhof bei Mengen
4. Lernort Bauernhof bei Mengen
 

Ein wichtiges Anliegen war im alt­ehr­würdigen, von Grund auf re­novierten und liebe­voll zur Info­stelle her­ge­richteten Bahn­hofs­ge­bäude von Unter­march­tal, einem Orts­teil von Munder­kingen, dass an diesem Bahn­hof auch die Züge wieder an­halten. Dies würde vor allem dem Kloster Unter­march­tal, den dortigen Bildungs­stätten zu­gute kom­men und Wege sparen, die heute mit Bussen zurück­ge­legt werden müssen.
Weiter ging die Fahrt nach Ried­lingen, wo das Öko­mobil des Regierungs­be­zirks Tübingen vor­ge­stellt wurde. Die Präsen­tation fand im Wiesen-Natur­schutz­ge­biet an der Donau bei Daugen­dorf statt, welches als erfolg­reiches Instru­ment zur Sicherung der ober­schwäbischen Weiß­storch-Popu­lation dient (Bild 3).
Ziel und Abschluss fand die Bahn­fahrt in Mengen, wo der "Lebendige Acker­bau­be­trieb und die Lebens­schule" der Familie Göhring vor­ge­stellt wurde (Bild 4). Im Rahmen des Pro­jektes "Lern­ort Bauern­hof in Baden-Württem­berg" er­leben hier Kinder und Jugend­liche mit allen Sinnen öko­logische, öko­nomische und soziale Zu­sammen­hänge in der Praxis.
Für Petra Boldt und mich war diese Fahrt ein wichtiges und äußerst er­folg­reiches Er­leben, vor allem um weit­reichende Kon­takte zwischen dem Mi­nisterium für den Länd­lichen Raum, den Land­rats­ämtern, den Städten und Ge­meinden der Region Alb-Donau und dem Landes­ver­band für Höhlen- und Karst­forschung Baden-Württem­berg zu knüpfen und zu vertiefen.
Hans Martin Luz, Geschäftsführer (10.05.2014)

Höhlenforscher beim Erlebnis­wandertag des Lions-Club Blau­beuren-Laichingen

Unter dem Titel "Unterwegs rund ums blaue Wunder – Höhlen­verein, Arge Blau­topf und Arge Blau­karst in­for­mieren die In­teres­sierten" be­richtete Eva Menner am 2. Mai 2014 im Blau­beurer Blau­männle über den 33. Erlebnis­wander­tag in Blau­beuren, den der Förder­ver­ein des Lions-Clubs Blau­beuren-Laichingen und die Stadt Blau­beuren tags zuvor veranstaltet hatten:

Gemeint mit dem "Blauen Wunder" im Titel des Wander­tags war der Blau­topf und das ihn speisende Höhlen­sys­tem mit Vetter­höhle und Hessen­hau­höhle. In diese Höhlen kann der Normal­mensch nicht hin­ein, die be­teiligten Forscher­gruppen, Arge Blau­karst, Arge Blau­topf und der Höhlen­ver­ein Blau­beuren boten aber vor Ort und im Kleinen Großen Haus eine Fülle von In­for­ma­tionen und Ein­blicke in ihre Ar­beit. „Man sieht ja immer wieder schöne Auf­nahmen in Zeitungen und Zeit­schriften, aber von der Ar­beit und Müh­sal, die da­hinter steckt, er­fährt man sonst nicht soviel”, kommen­tierten die Wagen­knechts aus Ess­lingen ihre Er­le­bnisse. Sie waren zum ersten Mal in Blaubeuren.

Im Kleinen Großen Haus konnte man beides sehen: Die über­wältigende Schön­heit der Hallen und Tropf­steine ebenso wie die Müh­sal, dort hin­zu­kommen. Man sah, wie sich die Forscher durch enge Gänge und Schächte winden. „Die Leute fragen uns immer, ob wir nicht Platz­angst haben, wie wir uns denn nur mit Stirn­lampen aus­ge­rüstet ins Dunkle, Un­be­kannte wagen können”, er­zählte Petra Boldt vom Höhlen­verein. Be­sonders wundere viele, dass sie als Frau auch mit­macht. Wer denn die dreckigen Kla­motten wasche, sei sie auch schon gefragt worden.

Die Mitglieder der Arge Blau­karst hatten ganz brand­neu eine Broschüre heraus­ge­geben: "Ex­pedition Hessen­hau – Vor­stoß in die Höhle ohne Ende." – „Aktuell sind wir ein Stück weiter voran ge­kommen, haben zwei Siphons über­wunden”, er­zählte Christoph Ufrecht. Dass es eine Ver­bindung zur Blauhöhle gebe, sei er­wiesen. Aber das weitere Vor­dringen werde immer auf­wendiger und schwieriger.

Der Höhlen­verein ist zur Zeit da­mit be­schäftigt, einen neuen Schacht als Zu­gang zur Vetter­höhle zu bauen. „Das Fichten­holz im alten Schacht aus dem Jahr 2003 fault lang­sam, und wir brauchen un­be­dingt einen neuen Zu­gang”, er­klärt Otto Schwabe. Zehn Meter tief sei man schon. Bis man in der Herbert-Griesinger-Halle heraus­kommt, dürften es aber mindes­tens zwanzig Meter sein. Seit Ende letzten Jahres ar­beitet man mit Quell­zement, um schnel­ler vor­an­zu­kommen. „Wenn wir mehr Leute zum Helfen hätten, ging’s auch schneller.”

Rund 12 000 Euro kostet der neue Schacht. Vom Vetter­höhlen­schacht führte die rund 13 Kilo­meter lange Wander­route hoch zur Alb­fläche und zur Hessen­hau­höhle. Auf dem Rück­weg bot der Blick vom Blau­fels eine grandiose Aus­sicht auf Blau­beuren. Unten an­ge­langt konnte man die Taucher der Arge Blau­topf be­ob­achten. Die tauchten zwar nicht zu Forschungs­zwecken, nutzten aber die Ge­legen­heit zum Üben und boten so den Be­suchern ein Spek­takel. „Wie kalt ist’s denn da drin?”, wurde Andreas Kücha ge­fragt, als er wieder aus dem Blau­topf auf­tauchte. „Winter und Sommer acht Grad”, gab er Aus­kunft. Und was wiegt die Aus­rüstung? – „115 Kilogramm”, ant­wortet Werner Gies­wein. Staunen im Publikum und Be­wunderung für die Taucher, die das alles auf sich nehmen.

Zum Schluss konnten die Wanderer noch beim Lions-Floh­markt stöbern und ihre Ruck­säcke mit An­ti­qui­täten, Büchern oder Schall­platten füllen. Den Erlös des Wander­tags spenden die Lions für kulturelle und soziale Zwecke.

Erscheinungs­datum: 02.05.2014, Copy­right Das Blau­männle

Die Höhlenwasserassel – Höhlentier 2014

Die Höhlen­wasser­assel, Proasellus cavaticus (Leydig, 1871), ge­hört zur Klasse der Krebs­tiere (Crustacea). Bereits 1864 hatte der Tübinger Geo­loge Fried­rich August Quenstedt das Tier in der Falken­steiner Höhle be­obachtet. 1871 wurde es dann von dem Zoo­logen Franz von Leydig nach Exem­plaren von dort wissen­schaft­lich be­schrieben. Wie viele "echte" Höhlen­tiere ist die Höhlen­wasser­assel blind und nicht pigmen­tiert. Sie er­reicht eine Größe von 8 mm, wo­bei die Männ­chen meist etwas kleiner bleiben.

Höhlenwasserassel
Höhlen­wasser­assel (Proasellus cavaticus) im Mordloch (7325/1 – Foto: Hannes Köble)

Die Höhlen­wasser­asseln leben ganz­jährig in Höhlen­ge­wässern, in Brunnen oder im Grund­wasser. Sel­ten sind sie auch in Quel­len an­zu­treffen. Sie be­vor­zugen gleich­mäßige, niedrige Temperaturen. Die Nahrung der Tiere be­steht vor­wiegend aus orga­nischem Ma­terial. Größter Feind der Höhlen­wasser­assel sind die eben­falls im Grund­wasser lebenden Höhlen­floh­krebse der Gattung Niphargus.

Weil Proasellus cavaticus außer­halb des unter­irdischen Lebens­raumes nicht über­leben kann, wurde diese Art zum "Höhlen­tier 2014" ge­wählt. Sie steht für eine große Zahl von Tier­arten, die auf ein in­taktes Öko­system in unter­irdischen Ge­wässern an­ge­wiesen sind. Von den über 170 euro­päischen Assel-Arten des Süß­wassers leben mehr als 60% aus­schließ­lich im Grund­wasser. Der Ver­band der deutschen Höhlen- und Karst­forscher e.V. will mit der jähr­lichen Wahl eines Höhlen­tieres da­rauf hin­weisen, dass gerade bei der Er­forschung der unter­irdischen Öko­systeme und der da­rin vor­kom­menden Arten noch ein enormer Handlungs­be­darf besteht. Im Internet: http://www.hoehlentier.de/2014.htm (VdHK/ThR – 27.02.2014)

Expedition Hessenhau – Vorstoß in die Höhle ohne Ende

Hessenhau
Hessenhauhöhle

Seit 2006 ist die Hessen­hau­höhle Forschungs­ziel der Arge Blau­karst. Dabei wurde ein 50 Meter tiefer Schacht aus­ge­graben und um­fang­reich ge­sichert. Im Früh­jahr 2010 ge­lang es, in natür­liche Schacht­strecken vor­zu­stoßen. Auch hier mussten je­doch weiter­hin Eng­stellen er­weitert werden. Im März 2011 konnte dann der große Fluss­tunnel der "Nord­blau" ent­deckt werden. Die Ver­bindung zum Blau­höhlen­system wurde 2013 durch Färbungen nach­ge­wiesen. Die bis­lang er­forschte Hessen­hau­höhle ist 4 Kilometer lang und 148 Meter tief. Es handelt sich somit um die tiefste deutsche Höhle nörd­lich der Alpen. Der­zeit ver­sperren vor allem Siphone den Weiter­weg, die Forschung ist sehr aufwendig.

Jetzt gibt es eine Broschüre über die spannende und er­folg­reiche Suche nach dem Ver­lauf der Blau­höhle, die schon Ge­nera­tionen von Höhlen­forscher in ihren Bann ge­zogen hat. Die Arge Blau­karst ver­öffent­licht am Blau­beurer Er­lebnis­wander­tag (1. Mai 2014) die Broschüre "Expedition Hessen­hau – Vor­stoß in die Höhle ohne Ende". Die vier­farbige Publikation wird rund 48 Seiten um­fassen und im Format 21×21 cm pro­duziert. Dar­ge­stellt werden die Grabungs- und Forschungs­ge­schichte, die Hessen­hau­höhle selbst so­wie die be­ginnen­den wissen­schaft­lichen Ar­beiten. Zahl­reiche Bilder werden die Leser faszinieren. Die Broschüre wird 7 Euro kosten (zzgl. Versand­kosten).

Vorbestellung

Es besteht die Möglich­keit, diese Broschüre vor­zu­bestellen: Interessierte können sich bis zum 10. März 2014 bei der Arge Blau­karst melden und eine ver­bind­liche Vor­be­stellung tätigen (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). Wer diese Möglich­keit nutzt, erhält einen Nach­lass von 2 Euro.

Bitte bei der Vor­be­stellung an­geben, ob die Broschüre ver­schickt werden soll oder am 1. Mai 2014 in Blau­beuren ab­ge­holt wird.

Die Arbeits­gemein­schaft Blau­karst wurde 2005 ge­gründet. Sie ist ein gemein­nütziger, seit 2012 ein­ge­tra­gener Ver­ein mit derzeit gut 60 Mit­gliedern. (ARGE Blaukarst/ThR – 15.02.2014)

Delegiertenversammlung 2014

Über die Delegierten­ver­sammlung des LHK be­richtete Eva Menner in Süd­west Presse Online am 28.01.2014 (mit Bild der neu­ge­wählten Vor­stands­schaft) unter dem Titel:

"Höhlen- und Karst­forscher dis­kutieren über Bahn-Vertrag"